Als ´Weihnachtsgeschenk 2020´ bestellte ich mir den aktiven differentiellen Hochspannungs-Tastkopf Micsig DP20003 bei Batronix.

Es fehlte mir bisher eine professionelle Möglichkeit meine ESL-Statoren unter Vollaussteuerung zu messen. Der Micsig Tastkopf ist spezifiziert bis 5600Vpp, also ca. 2kVeffektiv. Höhere Spitzenspannungen wären zwar wünschenswert, allerdings nur zu wesentlich höheren Preisen.

Ich hatte schon länger ein Auge auf diesen Tastkopf geworfen, wartete aber bis jetzt, da es offenbar zwei Varianten gab.

Die Erstere -vermutlich ältere Version- kommt mit dem Zubehör wie auf der webseite von Batronix zu sehen. Es beinhaltet steifere fest verbundene Kabel (schauen nach PVC aus) und ein Paar Testhaken, Testspitzen und Krokodilklemmen, zuzüglich einem USB A-nach-B Stromversorgungskabel.
Bei der neueren Version (s. Bild oben) sind die Kabel weicher, eher wie Silikon und die Krokoklemmen sind deutlich größer.
Die Hakenklemmen und  Tastspitzen erscheinen auch hochwertiger ... das ganze Set sieht besser aus ... wie eine Premium Ausführung.
Das Set kommt in einem schönen kleinen Köfferchen mit Schaum-Einsätzen die alle Teile  an ihrem Platz fixieren.
Weiterhin liegt eine kleine Garantiekarte (sogar von einem Menschen unterzeichnet) und etwas was Micsig als Bedienhandbuch bezeichnet. Das ist ein zweiseitig bedrucktes DIN-A4 Blatt, auf welchem die Spezifikationen, generelle Regeln im Umgang mit hohen Spannungen und Bedienhinweise stehen.

Aber andererseits braucht es ja nicht wirklich viel um das arbeiten mit einem solchen Tastkopf zu beschreiben.
Was allerdings fehlt ist eine Beschreibung der Funktion  der USB-Buchse mit Netzwerk-Symbol in der Seite des Tastkopfes. Das Manual bezeichnet diese als ´Versorgungs Ausgang´ und das ist wohl auch alles. Noch kann ich deren Nutzen nicht wirklich erkennen. Statt dessen stellt sie eine Öffnung im Gehäuse dar, über die Schmutz und Staub eindringen könnten. Für Datenübertragung scheint sie mir jedenfalls nicht nutzbar.

Ein Service Manual liegt leider nicht bei -eine immer weiter grassierende Unsitte in diesen postfaktischen Zeiten.
Micsig garantiert nur 1 Jahr auf Fehlerfreiheit  der Materialien und Fertigung und nur 6 Monate für das Zubehör. Davon unberührt ist natürlich die 2 jährige Gewährleistung in der EU.

Das Gehäuse  des Tastkopfes ist aus Plastik und fühlt sich recht solide an. Zwei weiche gummierte Tasten schalten zwischen den Abschwächerfaktoren um un ddienen zur kalibrierung und als optische Überlastanzeigen.
Die zwei Meßkabel (~45cm) und das BNC-Kabel zum Oszilloskop (~90cm) sind fest verbunden.
Ich hätte Buchsen bevorzugt um in der Wahl der Kabel flexibler zu sein, oder falls ein Kabel ersetzt werden muss. Postiv finde ich die Zug- und Biegeentlastung aller drei Kabel.

Im Großen und Ganzen wird mit dem Set eine sehr anständige Qualität geboten.
Der Tastkopf wird die spezifizierten 100MHz Bandbreite aufgrund der indifferenten Kabelsituation nicht erreichen, aber für ein paar MHz sollte es gut sein.
Mein Hauptanwendung  werden in der Messung von Hv-Netzteilen geringer Leistung und ESL-Statoren im Audio Frequenzbereich und darüber angesiedelt sein. Hierfür reicht der Tastkopf allemal.
Im Vergleich mit einem deutlich teureren passiven HV-Tastkopf von LeCroy hielt der Micsig sehr gut mit. Bei Anwendungen bei denen die differentielle Meßart Vorteile hat, oder gar notwendig ist,  ist der Micsig sogar die klar die bessere Wahl.
Ich habe die Genauigkeit der Meßwerte nicht exakt geprüft, aber der Micsig gab mir keine Veranlassung an den dargetellten Meßkurven zu zweifeln.

Der Micsig DP20003 erscheint mir als ein sehr nützlicher und preiswerter Tastkopf.